Rock Journal
Konzertberichte

Konzertbericht: Incubus live in der Lanxess Arena Köln – „Morning View“ in voller Pracht

Schon als ich die Lanxess Arena am 30. April 2025 betrete, liegt diese besondere Spannung in der Luft, die nur ein ausverkauftes Konzert ausstrahlen kann. Zwar war der Oberrang abgehängt und nicht im Verkauf, aber der Rest der Arena war voll bis unters Dach – und die Fans, darunter viele mit Vintage-Incubus-Shirts, waren bereit für eine Reise zurück ins Jahr 2001: das komplette Album Morning View, live und in voller Länge.

Incubus am 30.4.2025, Lanxess Arena, Köln

Die Band betrat die Bühne ohne großes Tamtam – „Nice to Know You“ als Opener war wie ein Schlag ins Herz der Nostalgie. Vom ersten Ton an war der Sound glasklar, druckvoll, ohne dabei überladen zu wirken. Die Mischung aus Energie und Präzision zog sich durch den gesamten Abend. Brandon Boyd, wie immer barfuß und charismatisch, schien stimmlich in absoluter Bestform. Seine Stimme war warm, eindringlich, und bei Songs wie „Just a Phase“ oder „11am“ fast zerbrechlich schön.

Ein besonders intimer Moment kam mit „Blood on the Ground“ in der Akustikversion – nur Brandon, Mike und Nicole auf der Bühne. Direkt danach wurde es noch reduzierter: „Mexico“ nur mit Brandon und Mike. Inmitten dieser riesigen Halle fühlte es sich plötzlich an wie ein Wohnzimmerkonzert.

Als Fan war ich auf alles vorbereitet – aber mein ganz persönlicher Gänsehautmoment kam mit „The Warmth“. Mein Lieblingssong. Als die ersten sphärischen Klänge ertönten und die Lichter in ein warmes Orange übergingen, hatte ich Tränen in den Augen. Die Energie in der Arena schien sich zu verdichten, fast alle standen still, hörten zu, sangen mit – ein kollektiver Moment der Verbundenheit.

Incubus am 30.4.2025, Lanxess Arena, Köln

Die Show war nicht nur musikalisch, sondern auch visuell ein Erlebnis. Vier große Leinwände projizierten Szenen aus der Performance, kombiniert mit künstlerisch gefilmten Sequenzen, Wasser, Licht, Schatten. Eine perfekt abgestimmte Licht- und Lasershow ergänzte die Musik, ohne sie zu überstrahlen – sie untermalte sie.

Besondere Highlights waren die kleinen Überraschungen, die die Band eingebaut hatte: Bei „Are You In?“ verwoben sie am Ende das ikonische Drum-Fill aus Phil Collins’ „In the Air Tonight“, bei „Under My Umbrella“ gab es ein augenzwinkerndes Rihanna-Intro – das Publikum johlte begeistert. Auch bei „Vitamin“ überraschten sie mit einem psychedelischen Outro, das Portisheads „Glory Box“ aufgriff. Es war ein kreatives Spiel mit musikalischen Referenzen, das den Abend zusätzlich veredelte.

Nach „Drive“ war das Konzert zu Ende, und die Band verließ die Bühne ohne große Worte – dafür mit einem zufriedenen Lächeln. Es war ein Abend voller Nostalgie, Emotion und handwerklicher Perfektion. Incubus haben nicht einfach ein Album gespielt – sie haben eine Ära wieder zum Leben erweckt.

Text und Fotos: Marc Junge (majun.photo)