Rock Journal
Interviews

Im Interview: Poledance

Poledance – Rock aus Berlin

Erst alleine ein Album schreiben – und dann eine Band gründen? Wir ziehen das Ganze mal von hinten auf – und es hat funktioniert! Die fünfköpfige Band Poledance aus Berlin ist zwar noch jung, aber bereits auf bestem Weg, sich mit energiegeladenen Liveshows und eingängigen Songs einen Namen in der Szene zu machen. 2024 erschien ihre erste EP „Jaded“. Im Interview erzählen die Jungs, wie sie sich gefunden haben, was sie antreibt – und was man 2025 von ihnen erwarten darf.

Im Gespräch mit Poledance:

Stellt uns euch doch bitte als Band vor:
Hi, wir sind Poledance aus Berlin und wir sind eine Rockband. Unsere Besetzung ist ziemlich klassisch: Chris und Alex an der Gitarre, Marco am Bass, Ben an den Drums und Dani am Gesang.

Wie habt ihr euch als Band zusammengefunden?
Dani hatte Anfang 2022 ein komplettes Album fertig, das er in Eigenregie während der Pandemie geschrieben und aufgenommen hatte. Als sich im Laufe des Jahres herausstellte, dass die Platte veröffentlicht werden sollte, hat er sich nach Leuten umgeschaut, die Bock auf eine Band haben. Chris, den er aus früheren Bandzeiten kannte, hat direkt Interesse geäußert – außerdem meinte er, er kenne noch einen Drummer: Ben. Wir haben uns dann einfach verabredet, um ein bisschen zu jammen. Das war irgendwann im April/Mai 2022. Seitdem sind die beiden dabei. Marco hatte ein Inserat auf eBay Kleinanzeigen geschaltet, und Alex hat sich über ein Musiker:innen-Board gemeldet. Diese Konstellation existiert seit Ende 2022.

Wie würdet ihr selbst eure Musik charakterisieren?
Uns ist wichtig, dass unsere Musik möglichst authentisch und sympathisch ist – einfach etwas, das zu uns passt und das wir mit vollem Körpereinsatz auf die Bühne bringen können. Außerdem legen wir viel Wert auf große Hooks und eingängige Melodien. Alles in allem würden wir sagen, dass wir es ganz gut schaffen, im Ohr zu bleiben, ohne dabei klebrig zu klingen. Wir sind eine poppige Rockband mit Alternative- und Emo-Einflüssen.

Wenn ich das richtig sehe, seid ihr ja noch eine recht junge Formation… Hattet ihr denn von Anfang an eine klare Vorstellung von eurem Soundbild und der Musik, die ihr machen wollt?
Ja und nein. Ja, weil klar war, dass das Fundament von Poledance eine Rockband ist. Nein, weil wir uns selbst auch nicht limitieren wollen und die verschiedenen Einflüsse jedes Einzelnen zur Geltung kommen sollen – Stichwort Authentizität. Von elektronischer Musik über Pop bis Metal ist bei unseren persönlichen Hörgewohnheiten so ziemlich alles dabei.

Was sind Themen und Emotionen, die ihr in eurer Musik verpackt?
Die Themen sind sehr privat und persönlich. In den meisten Fällen geht es um Beziehungen zu anderen Menschen, die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, und darum, was diese Erfahrungen mit einem und dem eigenen Leben machen. Alles in allem ist es ein bisschen wie Tagebuchschreiben – nur komprimierter, damit es in einen Songtext passt.

2024 kam eure EP „Jaded“ raus. Könnt ihr etwas dazu und zum Entstehungsprozess erzählen?                 Wie habt ihr die EP produziert und was war euer Gedanke hinter der Platte?
Die ersten Songskizzen hatte Dani schon im Frühling 2022 geschrieben. Wir haben alle Ideen gemeinsam durchgehört und uns darauf geeinigt, welche davon wir weiterverfolgen wollen. Ab diesem Moment beginnt dann der eigentliche Prozess. Oft arbeitet Dani die Skizzen erst einmal alleine aus, bis man von einem Song sprechen kann. Wenn er dann der Meinung ist, dass die Demo vorzeigbar ist, geben alle ihren Senf dazu. So entsteht jeder Song Schritt für Schritt und durchläuft verschiedene Phasen, bis wir schließlich im Studio stehen und auf „Record“ drücken.
Inhaltlich fasst das Wort „Jaded“ die Stimmung auf der Platte ziemlich gut zusammen. Es dreht sich alles um die Kapitulation angesichts gefühlter Ausweglosigkeit. Das ist zum einen zwar irgendwie hoffnungslos, doch dieser Erkenntnis und der Akzeptanz wohnt auch etwas Friedvolles inne.

Welches Image/Bild möchtet ihr mit eurer Musik zeichnen? Wofür steht ihr als Band?
Wir sind ziemlich normale Typen, die einfach Lust haben zu spielen. Uns ist wichtig, dass wir uns selbst und den Menschen, die sich unser Set anschauen, die „best possible time“ schenken. Deshalb versuchen wir immer, ein energiegeladenes und sympathisches Umfeld zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen.

Welcher (eigene) Song repräsentiert euch als Band und euren Musikstil am besten?
Ganz klar: „Built To Break“. Power, Groove und Synths.

Welche Erfahrungen als Newcomer konntet ihr bisher schon machen? Wie war euer Einstieg in die Musikbranche?
Obwohl der Einstieg in die Branche sehr schwer und anstrengend ist, hatten wir bislang ziemlich viel Glück – vor allem, was das Thema Konzerte angeht. Im ersten Jahr konnten wir bereits auf einem Festival spielen und 2024 durften wir Hi! Spencer und Kampfsport supporten und hatten unsere erste kleine Tour im Herbst. Nichtsdestotrotz merken wir, wie wichtig es ist, mit Menschen aus der Branche in Kontakt zu kommen. Am Ende entscheiden nämlich genau diese Menschen, ob sie dir als Newcomer eine Chance geben oder nicht.

Was waren bisher die größten Herausforderungen, die ihr als (Newcomer) meistern musstet?
Die größte Herausforderung für uns ist aktuell das Thema Sichtbarkeit. Der Markt ist voll von sehr guten Künstler:innen und Bands. Algorithmen bestimmen, wer was zu sehen bekommt, und Konzertvenues platzen aus allen Nähten. Das macht es für uns als Band sehr schwer, eine eigene Fanbase aufzubauen. Hinzu kommt der finanzielle Aspekt: Studio mieten, Konzerte spielen, Equipment kaufen, Bus mieten, Sprit bezahlen – es ist verdammt teuer, eine Band zu haben. Wenn man dann nur sehr wenige Shows spielt und entsprechend wenig Merch verkaufen kann, kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man sich fragen muss, wie viel privaten Invest man noch leisten kann.

Ihr wart ein bisschen unterwegs…wie waren denn die ersten beiden Shows der Tour in Berlin und Hamburg?
Beide Konzerte waren großartig. Man hat ja als Opening-Band immer Angst, dass noch niemand da ist oder alle sehr zurückhaltend reagieren. Glücklicherweise war genau das Gegenteil der Fall. Die Leute standen von Anfang an direkt vor der Bühne und haben sich unserem Set komplett hingegeben. Die Energie war sowohl in Berlin als auch in Hamburg absoluter Wahnsinn – und ich würde mal behaupten, dass alle genauso viel Spaß hatten wie wir. Besser geht’s nicht.

Was können wir 2025 noch von euch erwarten?
Wir haben für dieses Jahr noch ziemlich coole Sachen in petto. Wir werden neue Musik veröffentlichen – dafür haben wir bereits mit den Aufnahmen begonnen. Außerdem wurden wir gefragt, ob wir die Jungs von Arrows In Action bei zwei Shows in Hamburg und Berlin am 9. und 10. Juni supporten möchten. Und unser persönliches Highlight, neben den neuen Songs: Wir sind der offizielle Support für die Deutschland-Shows von Grayscale im Herbst. Das ist ein wirklich großer und aufregender Schritt für uns.

Abschließend noch die Frage: Welches Album könnt ihr selbst immer hören, ohne müde zu werden?
Das self-titled Album von Saosin von 2006.

Interview: Melina Thomassen