Inhaler im E-Werk Köln – Glanz, Schweiß und Generationen-Clash
07.05.2025, Köln, E-Werk – Wenn eine Band gleich mit Vollgas startet, anstatt sich langsam warmzuspielen, ist das entweder Größenwahn oder ganz einfach Selbstvertrauen. Bei Inhaler war’s Letzteres – und der Auftakt eines Konzerts, das sich schnell in ein energiegeladenes Wechselspiel aus Euphorie, Melancholie und rotzigem Rock entwickelte.
Support mit Co-Headliner-Charakter
Schon beim Support von Blossoms war klar, dass der Abend kein Aufwärmtraining wird. Die Briten kamen mit breiter Brust und bester Laune – und brachten das E-Werk zum Wippen. Wer da noch nicht überzeugt war, war vermutlich nur kurz draußen, um Bier zu holen. Blossoms lieferten ein Set, das mehr war als Vorspiel – es war Teil des Hauptacts.
Sänger im Publikum, Indie-Rock mit Biss
Als Inhaler dann die Bühne betraten und „Open Wide“ anstimmten, war die Stimmung schon auf Betriebstemperatur. „Dublin in Ecstasy“ sorgte dann für den ersten Höhepunkt: Sänger Elijah Hewson tauchte kurzerhand ins Publikum ein – ein Move, der nicht nach Rockstar, sondern nach echter Verbindung aussah. Die Crowd? Voll da.
Was folgte, war ein Set, das vor allem eines zeigte: Live klingen Inhaler kantiger, energetischer, ungeschliffener. Songs wie „Concrete“, „When It Breaks“ oder „X-Ray“ dröhnen härter aus den Boxen als auf Platte – ohne dabei an Melodie oder Emotion einzubüßen.
Zwischen Teen-Spirit und Ü50-Indie-Veteranen
Ein interessanter Kontrast offenbarte sich im Publikum: Entweder blutjung – Anfang 20, Indie-affin, festivalerprobt – oder deutlich älter, gerne auch Ü50, mit Klapphüllen am Handy und wachem Blick für gute Gitarrenarbeit. Zwei Generationen, vereint im kollektiven Mitgrölen.
Große Gesten, kleine Momente
Auch die leiseren Songs kamen nicht zu kurz. Mit „If You’re Gonna Break My Heart“ oder „Love Will Get You There“ zogen Inhaler das Tempo kurz raus – ohne Spannung zu verlieren. Die Band wirkte fokussiert, aber nicht unterkühlt, souverän, aber nie zu glatt.
Als das reguläre Set mit „My Honest Face“ zu Ende ging, war längst klar: Das hier war kein Promotermin, das war ein echtes Rockkonzert.
Die Zugabe brachte nochmal alles: „Billy (Yeah Yeah Yeah)“ knallte, „It Won’t Always Be Like This“ wurde zur kollektiven Indie-Hymne – und mit „Your House“ verabschiedete sich die Band in aller Ruhe aus einem Abend, der laut genug war.
Fazit: Inhaler zeigen 2025 eindrucksvoll, dass sie nicht mehr nur auf Indie-Playlists stattfinden, sondern echte Headliner-Qualitäten mitbringen. Sie vereinen Generationen, liefern live mehr Punch als erwartet – und beweisen, dass ehrlicher Rock noch immer funktioniert, wenn man ihn nur lässt.
Text & Fotos: Frederik Loewer (frederikloewer.myportfolio.com)