Sleep Token – Zwischen Faszination und Kontroverse
Sleep Token – entweder man liebt sie, oder man hasst sie. Dazwischen scheint es selten etwas zu geben. Am vergangenen Freitag, dem 09. Mai, hat die Band ihr viertes Studioalbum veröffentlicht und damit einmal mehr für hitzige Diskussionen zwischen den Genrewelten gesorgt. Während eingefleischte Fans sehr zufrieden scheinen, hinterfragen Außenstehende mitunter lautstark die Daseinsberechtigung der Band. Klar ist: Sleep Token sind nicht für jeden etwas – aber welche Band ist das schon?
Ich persönlich zähle mich wohl eher zu denjenigen, die der Band wohlwollend gegenüberstehen. Als echten Fan der Band würde ich mich allerdings nicht bezeichnen – dazu höre ich sie zu selten aber ausgewählte Songs landen doch immer wieder bei mir in der Playlist. Entsprechend ist mein Eindruck vom neuen Album vermutlich doch eher positiver als es manch einem Kritiker lieb ist.
Sleep Token gelang mit dem 2023 erschienenen Album Take Me Back to Eden der konventionelle Durchbruch. Mit diesem Album habe auch ich die Band kennengelernt und war sehr schnell von ihrem Stil und ihrer musikalischen Stimmungswelt begeistert. Als bekannt wurde, dass ein neues Album diesen Mai erscheinen wird, habe ich mich darauf gefreut, denn irgendwie war ich mir sicher, dass die Band etwas kreieren wird, was mir gefallen wird. Ich traue Sleep Token ein hohes Maß an musikalischem Feingefühl zu – und wurde beim Hören des neuen Albums nicht enttäuscht. Überrascht war ich allerdings schon. Es ist ruhig (-er)…
Was mir beim Hören sofort aufgefallen ist: Das neue Sleep Token Album ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich ruhiger. Bei manchen Songs fragt man sich wirklich, ob das noch Metal ist – oder schon Pop. Ganz ehrlich: Mit dem Song Caramel habe ich mich anfangs ziemlich schwergetan. Als er vor dem Album-Release rauskam, konnte ich mit dem groovigen Beat und den „klimpernden“ Elementen im Einstieg nicht viel anfangen – irgendwie hat sich das für mich nicht ganz passend angefühlt. Aber je öfter ich ihn gehört habe, desto mehr mochte ich ihn. Mittlerweile mag ich bei diesem Song sogar speziell eben diesen Anfang total.
Was ich generell spannend finde: Viele Songs auf dem neuen Album entwickeln sich im Laufe des Tracks nochmal stark weiter. Gerade gegen Ende kommen oft wieder die härteren Elemente zum Vorschein, die man von Sleep Token kennt. Und genau diese härteren Parts wirken auf mich im neuen Album noch druckvoller und intensiver als zuvor.
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass sich die Band bewusst erlaubt hat, ruhiger und vielleicht auch definierter zu sein – wenn man das so sagen kann. Nicht jeder Song muss laut sein, um etwas auszulösen. Dieses Album zeigt das ziemlich eindrucksvoll.
Mein persönliches Highlight – vielleicht sogar mein neuer Lieblingssong der Band – ist Even In Arcadia. Der Track hat mit Metal oder Rock kaum noch etwas gemein, aber ich habe mich vollständig in die atmosphärische Klangwelt verliebt. Das Zusammenspiel aus Klavier, überlagerten Stimmen und zurückhaltender Instrumentierung erzeugt eine fast meditative Stimmung. Und wenn sich der Song zur Mitte hin fast schon episch öffnet, bekomme ich jedes Mal Gänsehaut. Für mich ist dieser Song ein bisheriger Favorit des Albums.
Weitere Highlights für mich sind definitiv auch die Songs Emergence und Damocles. Gerade Damocles ist eher instrumental gehalten und wieder deutlich weniger „hart“ als man es vielleicht erwarten würde. Interessant ist dabei, dass mich ausgerechnet die Songs, die weniger nach klassischem Metal klingen, auf diesem Album am meisten begeistern. Emergence stellt für mich eine wunderbare Mischung aus allen Elementen dar. Feingefühl und ruhige Töne am Anfang, die sich zunehmend mit einem guten Maß an Härte und experimentellen Klängen mischen.
Abschließend kann ich für mich sagen: Ich finde das neue Album wirklich gelungen – ganz unabhängig davon, ob es nun noch Metal ist oder nicht. Sleep Token und vor allem die Stimme von Sänger Vessel schaffen es, mich auf eine musikalische Traumreise mitzunehmen und komplett in ihren atmosphärischen Bann zu ziehen.
Ich glaube, wenn man sich dem Album ohne die Erwartung nähert, ein typisches Metal-Album zu hören, kann man viele Elemente entdecken, die einen überraschen oder sogar berühren. Mir persönlich hat es großen Spaß gemacht, in diese Klangwelt einzutauchen – und genau das macht für mich gute Musik aus.
