Dienstagabend, Bochum, Matrix – und direkt beim Reinkommen war klar: Das wird laut, schweißtreibend und intensiv. Die Halle war gut gefüllt, nicht komplett ausverkauft, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Die Fans waren heiß, das Bier kalt, der Boden vibrierte schon, bevor der erste Akkord gespielt wurde.

Den Anfang machten The Hara aus Manchester. Ich war als Fotograf vor Ort und durfte die ersten drei Songs aus dem Fotograben fotografieren – ein absoluter Adrenalin-Kick gleich zu Beginn. Die Energie, die diese Jungs auf die Bühne brachten, war ansteckend. Circle Pits und die ersten Crowdsurfer direkt bei der Vorband – das sieht man nicht alle Tage. Musikalisch irgendwo zwischen modernem Rock, Pop-Punk und einem Hauch Wahnsinn – mutig, wild und mit ordentlich Druck dahinter. Das Licht war nicht perfekt, aber ausreichend, um ein paar starke Momente einzufangen. Nach dem dritten Song schnappte ich mir meine Kamera, trat zur Seite und ließ mich von der Welle mitreißen.
Dann Umbaupause, Spannung, und endlich das dunkle Grollen des Intros: „CARNAL“. Die Menge tobte, als Nothing More die Bühne betraten – und sofort war klar: Die nächsten 90 Minuten gehören uns. Mit „House on Sand“ ging es direkt kompromisslos los. Die Band lieferte eine Show mit unfassbarer Intensität und Präzision ab. Sänger Jonny Hawkins war wie immer ein Wirbelsturm – körperlich, emotional, stimmlich. Er schrie, sang, tanzte, schwebte förmlich über der Bühne.

Für mich persönlich ragten zwei Songs besonders heraus: „STUCK“ – ein massiver Brecher, der wie ein Schlag in die Magengrube kam, live noch wuchtiger als auf Platte. Und „If It Doesn’t Hurt“, das mir Gänsehaut verpasst hat. Da passte alles – Licht, Sound, die Energie im Raum. Ich stand seitlich der Bühne, aber hatte das Gefühl, mittendrin zu sein. Jeder Refrain ein kollektiver Aufschrei, jeder Breakdown eine Einladung zum Ausrasten. Und genau das tat das Publikum auch – Crowdsurfer, Pogo, Mitsingen aus voller Kehle.
Auch die Klassiker fehlten nicht: „Jenny“ rührte, „Fadein/Fadeout“ zog tief, und mit „This Is the Time (Ballast)“fand das Konzert einen epischen Abschluss, der noch lange nachhallte.
Fazit:
Nothing More haben erneut bewiesen, dass sie live eine Naturgewalt sind. Die Mischung aus musikalischer Präzision, emotionaler Wucht und purer Energie ist selten geworden – hier war sie spürbar in jeder Minute. The Hara lieferten ein starkes Warm-up, und auch wenn die Matrix nicht ganz voll war, fühlte es sich an, als wäre jeder einzelne Mensch in diesem Raum voll da gewesen. Für mich als Fotograf, Fan und Musikliebhaber war es ein rundum erfüllender Abend – mit Kamera, Herzklopfen und Ohrensausen.
Text & Fotos: Marc Junge (majun.photo)