Köln, 1. Juli 2025 – 19 Uhr. Die Sonne brennt erbarmungslos auf das Gelände des Tanzbrunnens. Über 30 Grad. Schweiß tropft, Bier fließt, Schatten ist Luxus. 6500 Menschen stehen dicht an dicht, dampfend, wartend – auf einen Mann, der längst Legende ist und dennoch immer wieder live überrascht: Iggy Pop.

Doch bevor der Altmeister die Bühne betritt, eröffnen Die Verlierer aus Berlin den Abend. Eine rotzige Mischung aus Garage, Punk und Großstadtwut, direkt von der Bordsteinkante. Kein großes Drumherum, keine Spielereien – einfach drauflos. Riffs, die knirschen, eine Stimme, die kratzt, Texte wie auf eine Kippe gespuckt. Solider Auftritt.
Dann wird es ernst. Kurz nach 20 Uhr betritt Iggy die Bühne – oben ohne, drahtig wie eh und je. Mit 78 Jahren rast er von links nach rechts, ein menschliches Gewitter. Er eröffnet mit „T.V. Eye“ – und sofort bricht der Damm. Das Publikum ist da, heißgelaufen und bereit.
„Raw Power“, „I Got A Right“, „Gimme Danger“ – Iggy feuert ein frühes Hitfeuerwerk ab. Er keucht nicht, er schreit. Keine Spur von Altersmilde. Jeder Song ist ein Faustschlag gegen das Altern.

Und dann kommt „The Passenger“. Dieser Moment. Alles singt mit, alles pulsiert. Die Hitze, die Stadt, der Rhein in der Ferne – kurz scheint es, als würde Köln selbst mitsummen. „Lust For Life“ setzt noch einen drauf: ein kollektiver Rausch, Arme in der Luft, Ekstase in Zeitlupe.
Der Mittelteil ist schmutzig, düster, wild. „Death Trip“, „I Wanna Be Your Dog“, „Search And Destroy“ – die Klassiker knallen wie frisch geschrieben. Iggy grinst, faucht, tanzt wie ein Besessener. Und das Publikum frisst ihm aus der Hand.
Höhepunkt jagt Höhepunkt. Selbst spätere Songs wie „Modern Day Rip Off“ oder „Frenzy“ wirken nicht wie Zugeständnisse, sondern wie Kampfansagen. Der Set schließt mit „Funtime“ – und die Menge tobt, obwohl die Nacht längst auf der Stirn liegt.
Fazit
78 Jahre alt – und Iggy Pop liefert eine Show, für die sich Jüngere schämen müssten. Energie, Charisma, Wahnsinn – alles da. Es war heiß, laut und ehrlich. Keine Nostalgie-Show, sondern ein Statement: Punk lebt – solange Iggy atmet.
Iggy ist und bleibt der unkaputtbare Schweißprophet des Rock’n’Roll.
Text & Fotos: Marc Junge (majun.photo)