Auch nach 50 Jahren begeistern Iron Maiden die Fans mit Klassikern der vergangenen Jahre!
Iron Maiden feiern dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen und kündigten im vergangenen Jahr dazu eine umfangreiche Europatour an. Fünf deutsche Städte standen auf dem Tourplan: Gelsenkirchen, Bremen, Frankfurt, Stuttgart sowie zwei aufeinanderfolgende Shows in Berlin. Wir waren beim ersten deutschen Tourstopp in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen dabei und haben den Abend sowie die zweistündige Spielzeit der britischen Rocklegenden in vollen Zügen genossen!
Als Supportact war die schwedische Band Avatar mit dabei. Sänger Johannes Eckerström führte überraschend souverän auf Deutsch durch das Set und erklärte später, dass seine Mutter aus Gelsenkirchen stammt und dass er sich besonders freute hier zu spielen. Avatar lieferten ein rund 45-minütiges Melodic-Death-Metal-Set ab, bevor kurz vor 21 Uhr Iron Maiden die Bühne betraten.
Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens konnten sich die Fans auf Songs vom ersten Album Iron Maiden bis hin zu Fear of the Dark freuen…also genau die „alten Schinken“, die man als Fan wirklich hören möchte. Ich war im Vorfeld gespannt, wie sich die Band, deren Mitglieder inzwischen ja auch schon etwas älter sind, sich auf der Bühne präsentieren würde. Besonders gespannt war ich auf die stimmliche Performance von Bruce Dickinson. Immerhin fordern einige der Songs viel stimmliche Varianz und Ausdauer, besonders in den Höhen. Meine Erwartungen waren entsprechend hoch und ich kann sagen: Musikalisch wurden die Fans keinesfalls enttäuscht!
Lediglich gab es aus meiner Sicht ein paar Kritikpunkte bezüglich Sound und Bühneninszenierung. Die Veltins-Arena ist nun nicht gerade für ihre gute Akustik bekannt, und das merkte man besonders in unserem Block auf der Ostseite. Die Instrumente kamen zwar relativ klar an, doch der Gesang wirkte oft wie ein hallender Einheitsbrei. Die melodischen Höhen waren zwar zu erkennen, aber wirklich deutlich verstehen konnte man den Gesang, zumindest aus unserer Perspektive, nicht.
Auch die visuelle Inszenierung ließ für mich Wünsche offen. Die beiden seitlichen Screens waren relativ klein. Normalerweise findet man bei Großproduktionen große Live-Leinwände, die mindestens so hoch sind wie die Bühne selbst, um auch den Fans in den hinteren Reihen ein gutes Erlebnis zu ermöglichen. In diesem Fall waren die Bildschirme eher mittelgroß und für die Zuschauer in den oberen Rängen sicher keine große Hilfe. Insgesamt wirkte der Bühnenaufbau wenig imposant und die Möglichkeiten wurden meines Erachtens nicht wirklich ausgereizt, da hatte ich mehr erwartet. Natürlich wurden auf der riesigen Leinwand im Bühnenhintergrund passende Visuals zu den jeweiligen Songs gezeigt aber dennoch hatte ich mehr erwartet, zum Beispiel in Bezug auf Feuer- und Pyroeffekte. Natürlich soll die Musik im Vordergrund stehen und nicht durch übermäßige Showeffekte überlagert werden. Dennoch bin ich überzeugt, dass es Möglichkeiten gegeben hätte, die Bühnenpräsenz der Band noch eindrucksvoller zu gestalten und untermalen können.
Zurück zur musikalischen Leistung der Band!
Insgesamt 17 Songs performten die britischen Ikonen, zwei Stunden lang, mit voller Power und ohne große Unterbrechungen! Fans kamen hier definitiv auf ihre Kosten. Alle Bandmitglieder standen mit voller Energie auf der Bühne, besonders Gitarrist Janick Gers, der agil über die Bühne hüpfte und seine Gitarre immer wieder durch die Luft wirbelte und umher schleuderte. Sänger Bruce Dickinson überzeugte mit einer stimmlich präzisen und sicheren Performance und lief dabei ebenfalls unermüdlich und energiegeladen von einer Bühnenseite zur anderen. Leider findet diese Tour ohne den legendären Nicko McBrain an den Drums statt. Als Bruce Dickinson zu Beginn den neuen Schlagzeuger Simon Dawson vorstellte, merkte er augenzwinkernd an: „Ihr habt bestimmt festgestellt, das Schlagzeug ist etwas kleiner, man kann jetzt sogar sehen, was dahinter passiert“. Eine charmante Anspielung auf das beinahe schon monumentale Drumset von McBrain, hinter dem er bei früheren Shows oft kaum zu sehen war. Simon Dawson übernahm seinen Platz jedoch mehr als würdig und lieferte eine makellose Leistung ab. Musikalisch zeigte sich die Band kraftvoll, präzise und mitreißend. Insgesamt wirkten alle Mitglieder motiviert, präsent und voller Spielfreude, ein wirklich starkes Set, das man als Iron Maiden-Fan einfach nur genießen konnte.
Zum Abschluss verabschiedeten sich Iron Maiden mit den Klassikern Fear of the Dark und Wasted Years und entfachten damit noch einmal einen gewaltigen Gesangschor im nahezu ausverkauften Stadion. Man kann nur hoffen, dass dies noch lange nicht der letzte Live-Auftritt der britischen Rocker war. Denn eines ist sicher: Sie haben es immer noch mehr als drauf!
Foto&Bericht: Melina Thomaßen
