Rock Journal
Konzertberichte

Architects – Energie, Präzision und Emotion in Düsseldorf

4. Oktober 2025, Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Schon beim Betreten der Mitsubishi Electric Halle spürte man, dass dieser Abend etwas Besonderes werden würde. Die Luft war dicht vor Erwartung, Gespräche mischten sich mit Bassvibrationen aus den Lautsprechern, während sich die Menge langsam in Bewegung setzte. Rund 7.000 Menschen, vor allem schwarz gekleidet, teils mit Architects-Shirts aus vergangenen Touren, warteten auf den Moment, wenn das Licht endlich erlöschen würde.

Architects am 4.10.2025, Mitsubishi Electric halle, Düsseldorf

Den Auftakt machte House of Protection – eine Band, die mit ihrer Mischung aus Post-Hardcore und Industrial-Elementen sofort fesselte. Das Duo zeigte eine erstaunliche Bühnenpräsenz und gewann das Publikum mit präzisem Sound und düsterer Atmosphäre. Danach folgte Wage War, die mit einem druckvollen Set aus Metalcore-Hymnen die Stimmung weiter aufheizten. Spätestens bei „Manic“ tobte die Menge, und die Halle war bereit für das, was kommen sollte.

Als gegen 21:00 Uhr die Lichter erloschen und das Intro zu „Elegy“ erklang, ging ein Ruck durch die Menge. Architects betraten die Bühne – präzise, fokussiert und sofort auf Hochspannung. Der Sound war glasklar, das Lichtdesign perfekt abgestimmt auf die wuchtigen Breakdowns und hymnischen Refrains. „Whiplash“ und „when we were young“ folgten Schlag auf Schlag, während Frontmann Sam Carter das Publikum mit einer Mischung aus rauer Energie und charismatischer Präsenz dirigierte.

Architects am 4.10.2025, Mitsubishi Electric halle, Düsseldorf

Bei „Black Lungs“ und „Curse“ schwoll die Halle zu einem einzigen Chor an, jedes Wort wurde mitgesungen. Besonders eindrucksvoll war „Impermanence“, bei dem Briton Bond von Wage War als Gast auf die Bühne kam – ein Moment, der die rohe Energie des Abends perfekt einfing. Das Zusammenspiel der beiden Sänger war elektrisierend, und selbst in den hinteren Reihen sprang die Intensität über.

„Red Hypergiant“, nur teilweise gespielt, bildete eine atmosphärische Brücke zu den Songs wie „Gravedigger“ und „Everything Ends“, die das Publikum in kollektive Nostalgie versetzten. Ein weiteres Highlight war „Brain Dead“, bei dem House of Protection erneut auf die Bühne kam – eine gelungene Überraschung und ein seltener Moment der Verbundenheit zwischen Haupt- und Vorbands.

Je näher das Set dem Ende kam, desto spürbarer wurde die emotionale Schwere der Songs. „Royal Beggars“ und „Doomsday“ sorgten für Gänsehautmomente, bevor „Blackhole“ das reguläre Set mit einem brachialen Finale abschloss. Doch das Publikum forderte lautstark mehr – und bekam es.

Architects am 4.10.2025, Mitsubishi Electric halle, Düsseldorf

In der Zugabe folgten „Seeing Red“ und schließlich „Animals“, das in einem kollektiven Ausbruch ausgesungener Kehlen und vibrierender Bässe endete. Sam Carter verabschiedete sich mit einem knappen, aber ehrlichen „You’ve been amazing, Düsseldorf“.

Als die letzten Töne verklungen waren, blieb ein Gefühl zurück, das man nur schwer beschreiben kann – eine Mischung aus Erschöpfung, Ergriffenheit und Euphorie. Architects zeigten an diesem Abend einmal mehr, warum sie zu den stärksten Live-Bands der modernen Metalcore-Szene gehören: technisch makellos, emotional kompromisslos und mit einer Präsenz, die niemanden kaltlässt.

Fazit:
Ein Konzert, das sowohl durch musikalische Präzision als auch durch emotionale Tiefe überzeugte. Die Kombination aus durchdachtem Set, kraftvollem Sound und eindrucksvoller Lichtshow machte den Abend zu einem Erlebnis, das lange nachhallt – nicht nur in den Ohren, sondern auch im Herzen.

Text und Fotos: Marc Junge (majun.photo)