Ein letztes Mal!
Die US-amerikanische Hardcore-Band Stray From The Path kann auf 24 ereignisreiche Jahre Bandgeschichte zurückblicken. Seit ihrer Gründung im Jahr 2001 in Long Island, New York, haben die Musiker ganze elf Studioalben veröffentlicht und sich dabei einen festen Platz in der internationalen Hardcoreszene erspielt. Im Jahr 2025 gaben sie schließlich bekannt, dass sich die Band auflösen wird. Nach einem letzten Sommer voller großer Festivalauftritte in Europa folgt nun die „Final European & United Kingdom Tour“, bei der Fans ein letztes Mal die Gelegenheit bekommen, Stray From The Path live zu erleben und sich gebührend zu verabschieden.
Am 29. Oktober 2025 machte die Band auf ihrem zweiten Tourstopp in Frankfurt Halt, nachdem der Tourauftakt tags zuvor in Leipzig stattfand. Begleitet wurden sie von Alpha Wolf, Graphic Nature und Calva Louise, was für ein starkes und abwechslungsreiches Line-up sorgte.
Den Auftakt des Abends bildeten Calva Louise, die schon früh die Bühne betraten und das zunächst noch spärlich gefüllte Publikum schnell zum Tanzen brachten. Das internationale Trio überzeugte mit einer charismatischen Frontfrau, die Gesang, Gitarre und Keyboard zugleich meisterte. Ihr Sound lebt von der Verbindung verschiedener kultureller und musikalischer Einflüsse, die von lateinamerikanischen Rhythmen über treibende Rockpassagen bis hin zu elektronischen und metallischen Elementen reichen. So entsteht ein unverwechselbarer Stil, der sich zwischen Punk, Alternative, Electronica und modernem Crossover bewegt. Calva Louise sorgten für einen energiegeladenen Auftakt und boten für mich eine erfrischende Abwechslung zu den später folgenden, härteren Hardcore-Acts.
Im Anschluss übernahmen Graphic Nature und brachten deutlich mehr Härte ins Set. Die britische Band präsentierte modernen Hardcore mit massiven Riffs, aggressiven Vocals und viel Bewegung auf der Bühne. Besonders Frontmann Harvey Freeman suchte immer wieder den Kontakt zum Publikum und animierte zum Mitmachen. Circle Pits ließen nicht lange auf sich warten, und spätestens nach den ersten Songs war klar, dass die Band das Publikum fest im Griff hatte.
Alpha Wolf aus Australien knüpften daran an und zeigten sich in gewohnt starker Form. Mit ihrem markanten Mix aus Metalcore und Nu-Metal-Elementen sorgten sie für eine dichte, kraftvolle Atmosphäre. Die Band spielte sehr tight und mit spürbarer Energie, ohne dabei zu übertreiben. Das Publikum reagierte enthusiastisch und nahm die Songs dankbar auf, es wurde gesprungen, gemosht und lautstark mitgesungen. Alpha Wolf überzeugten durch ihre Präzision und Dynamik und bereiteten das Publikum perfekt auf den Headliner des Abends vor.
Als schließlich Stray From The Path die Bühne betraten, war die Stimmung im Saal sofort auf einem neuen Höhepunkt. Das Publikum empfing die Band mit hörbarer Begeisterung, und schon mit den ersten Takten begannen die Leute sich zu bewegen, die Hände gingen in die Höhe und der Raum füllte sich mit Energie. Die Band ließ keine Zeit verstreichen und startete direkt mit voller Wucht in ihr Set.
Von Anfang an herrschte eine spürbare Nähe zwischen Band und Publikum. Immer wieder suchte Frontmann Drew York den direkten Kontakt zur Menge, animierte zum Mitsingen und ließ die Fans Teil der Show werden. Die Stimmung war durchgehend ausgelassen, mit viel Bewegung und sichtbarer Freude auf beiden Seiten der Bühne.
Musikalisch zeigte sich die Band in Topform: schnell, präzise und mit der typischen Intensität, die Stray From The Path über die Jahre ausgezeichnet hat. Zwischen den Songs blieb kaum Zeit zum Durchatmen, und die kraftvolle Performance erinnerte daran, warum die Band über zwei Jahrzehnte lang zu den festen Größen der Szene gehörte.
Insgesamt war es ein würdiger und emotionaler Auftritt, der noch einmal alles vereinte, wofür Stray From The Path stehen – ehrliche Energie, klare Haltung und eine starke Verbindung zum Publikum. Ein passender Abschluss für einen Abend, der von Anfang bis Ende von Leidenschaft und Bewegung geprägt war.
Bericht & Bilder: Melina Thomaßen
